Kardiologie - Myokarditis - Sport
Kardiologie - Myokarditis - SportWenn Fußballerherzen schneller schlagen…
… dann liegt es nicht immer daran, dass soeben ein siegreiches Tor zu bejubeln war, sondern dies kann auch ganz andere, viel weniger erfreuliche Ursachen haben, nämlich Viren! Abbildung: Visualisierung einer Coxsackievirus B3 Infektion in einem Mausherzen durch radioaktive in situ Hybridisierung. Die schwarzen Signale zeigen vornehmlich in der linken Herzkammer zahlreiche Virus-infizierte Myozyten, ein Befund, der typisch für eine akute Myokarditis ist. Kardiotrope Viren können nicht nur Entzündungsreaktionen im Herzmuskel verursachen, sondern, wenn sie auch das Reizleitungssystem in Mitleidenschaft ziehen, u. a. sogenannte „Torsade de pointes Tachykardien“ hervorrufen, das sind gefährliche Herzrhythmusstörungen mit häufig tödlichem Ausgang. Aus langjährigen Untersuchungen an Endomyokardbiopsien, welche im Rahmen von Herzkatheteruntersuchungen zur Diagnosesicherung einer unklaren Herzerkrankung entnommen werden, weiß man, dass derartige Infektionen des Herzmuskels viel häufiger sind als bislang angenommen wurde. Als Konsequenz einer Virusinfektion kommt es in Abhängigkeit vom Immunsystem des Individuums im Herzmuskel zu einer unterschiedlich ausgeprägten Entzündungsreaktion (= Myokarditis) durch Einwanderung mononukleärer Zellen wie Natürliche Killerzellen, Makrophagen und T-Zellen, welche versuchen die Infektion in ihrer Ausbreitung zu limitieren und die Viren aus dem Herzmuskel zu eliminieren. Bei den meisten Patienten mit einem gesunden Immunsystem gelingt die Eliminierung der pathogenen Erreger, sodass die Herzmuskelentzündung ohne schwerwiegende Konsequenzen für die Herzmuskelfunktion ausheilen kann. Bei einem Teil der Patienten kommt es jedoch zu einer persistierenden Virusinfektion und chronischen Entzündungsreaktion, die zu einem Umbau (= Remodellierung) des Herzmuskels führt, welcher mit mehr oder weniger starken Einschränkungen der Herzfunktion assoziiert ist und letztlich sogar in eine Herzinsuffizienz münden kann. Hierbei geht der Verlust an normalem myokardialen Gewebe aufgrund der lytischen Infektion der Myozyten mit einer Vermehrung des Bindegewebes (= Fibrose) einher und kann nach Jahren schließlich das Bild einer Dilatativen Kardiomyopathie (DCM) hervorrufen, welche eine dem Krebs vergleichbare 5-Jahres-Mortalität von mehr als 50 % hat.
Rund eine halbe Million Menschen leidet in Deutschland an einer DCM, wobei neueste Daten eine Virusprävalenz in ca. 30 % der Patienten mit chronischer Myokarditis und DCM belegen. Nach Einführung molekularbiologischer Verfahren in die Diagnostik von Herzmuskelerkrankungen wie der Polymerasekettenreaktion und der in situ Hybridisierung, wurden als wichtige Erreger einer Herzmuskelentzündung Enteroviren und hierbei insbesondere Coxsackieviren der Gruppe B (CVB) identifiziert. Coxsackieviren induzieren auch in immunkompetenten Mäusen Herzmuskelentzündungen, die in ihren verschiedenartigen Verlaufsformen denen beim Menschen entsprechen. Daher stellen CVB3-infizierte Mäuse ein ideales Modellsystem zur Verfügung, welches es ermöglicht, genetische und exogene Faktoren für die interindividuell sehr unterschiedliche Suszeptibilität für myokardiale Infektionen und deren variablen klinischen Verläufe zu erforschen.
Eine Analyse der Expression verschiedener pro- inflammatorischer Zytokine und Chemokine in den DCs CVB3-infizierter Mäuse hat ergeben, dass das durch DCs exprimierte Chemokin IP-10, welches entscheidend an der Attraktion von Lymphozyten und der T-Zellproliferation beteiligt ist, der Entwicklung einer chronischen Verlaufsform der Myokarditis entgegenwirkt (Weinzierl et al., J Virol 82:8149-60, 2008). In weiterführenden Untersuchungen werden wir nun in Zusammenarbeit mit Dr. Katja Kotsch aus dem Institut für Medizinische Immunologie der Charité in Berlin die Rolle der Natürlichen Killerzellen bei der chronischen Virusmyokarditis untersuchen, da es gute Hinweise dafür gibt, dass eine frühzeitige effiziente Immunantwort unter Beteiligung von DCs als Bindeglied zwischen der adaptiven und angeborenen Immunantwort sowie ihre Interaktion mit Natürlichen Killerzellen als Teil der angeborenen Immunität wesentlich zur Eliminierung von CVB3 beiträgt und somit maßgeblich den Verlauf der Entzündung und deren Spätfolgen, die DCM, beeinflusst. Auch das Zytokin Osteopontin, ein Phosphoprotein, welches durch zahlreiche pro-inflammatorische Zytokine und mechanischen Stress induziert wird, steht derzeit im Fokus unserer Forschungen, da wir wissen, dass auch dieses Molekül zu einem Umbau der extrazellulären Matrix des Herzmuskels nach einer Enterovirusinfektion beiträgt. Bislang gibt es noch keine adäquaten Therapierichtlinien für die Behandlung einer Enterovirusmyokarditis und ihren Folgen, weil wir es bei dieser Infektion mit einem variablen, multifaktoriellen Geschehen zu tun haben. Ein ganzes Netzwerk genetischer Faktoren des Immunsystems muss identifiziert werden, bevor klar ist, inwieweit eine medikamentöse Behandlung mit Substanzen, die bestimmte Mediatoren des Immunsystems blockieren oder induzieren, das Herz vor der tragischen Fibrosierung und Remodellierung schützen kann. Eines aber ist sicher - die nächsten vier Jahre Forschung im SFB-TR19 werden uns der Entwicklung innovativer Therapiekonzepte bei der Myokarditis einen wichtigen Schritt näher bringen. * Quelle: kicker online Foto: © Prof. Dr. med. Karin Klingel |
L&M 5 / 2008Das komplette Heft zum kostenlosen Download finden Sie hier: zum Download Der Autor:Weitere Artikel online lesenNewsSchnell und einfach die passende Trennsäule findenMit dem HPLC-Säulenkonfigurator unter www.analytics-shop.com können Sie stets die passende Säule für jedes Trennproblem finden. Dank innovativer Filtermöglichkeiten können Sie in Sekundenschnelle nach gewünschtem Durchmesser, Länge, Porengröße, Säulenbezeichnung u.v.m. selektieren. So erhalten Sie aus über 70.000 verschiedenen HPLC-Säulen das passende Ergebnis für Ihre Anwendung und können zwischen allen gängigen Herstellern wie Agilent, Waters, ThermoScientific, Merck, Sigma-Aldrich, Chiral, Macherey-Nagel u.v.a. wählen. Ergänzend stehen Ihnen die HPLC-Experten von Altmann Analytik beratend zur Seite – testen Sie jetzt den kostenlosen HPLC-Säulenkonfigurator!© Text und Bild: Altmann Analytik ZEISS stellt neue Stereomikroskope vorAufnahme, Dokumentation und Teilen von Ergebnissen mit ZEISS Stemi 305 und ZEISS Stemi 508ZEISS stellt zwei neue kompakte Greenough-Stereomikroskope für Ausbildung, Laborroutine und industrielle Inspektion vor: ZEISS Stemi 305 und ZEISS Stemi 508. Anwender sehen ihre Proben farbig, dreidimensional, kontrastreich sowie frei von Verzerrungen oder Farbsäumen. © Text und Bild: Carl Zeiss Microscopy GmbH |