Was ist ein Quasikristall?
Was ist ein Quasikristall?Der diesjährige Nobelpreis für Chemie ging an Dan Shechtman vom Technion Institut in Israel für die Entdeckung der Quasikristalle. Quasikristalle sind eine neue Art fester Materie, in der die Atome nichtperiodisch angeordnet, aber trotzdem ferngeordnet sind. Bis zur Ent deckung der Quasikristalle wurde feste Materie in kristalline und glasartige Stoffe unterteilt. Die Struktur von Kristallen lässt sich als eine periodische Anordnung von Elementarzellen beschreiben, ähnlich einem Kachelmuster im Bad oder einem Tapetenmuster (Abb. 1). Gläser sind amorphe Stoffe ohne Fernordnung. Daher glaubte man, dass alle fern geordneten Stoffe kristallin sein müssen. Die Entdeckung der Quasi kristalle führte daher zu einem Paradigmenwechsel in der Festkörperforschung.
Was war geschehen? Im April 1982 machte Dan Shechtman während eines Forschungsaufenthalts am U.S. National Bureau of Standards eine Beobachtung, die ein Axiom infrage stellte, das Generationen von Studierenden gelernt hatten: Die Symmetrie eines Fünf- oder Zehnecks ist unvereinbar mit dem periodischen Aufbau der Kristalle. Kachel- oder Tapetenmuster sind nie nur aus Fünf- oder Zehnecken aufgebaut, da diese die Ebene ohne Überlappung nicht lückenlos bedecken können. Sie sind daher als Elementarzellen ungeeignet. Dies gilt in Verallgemeinerung auch für den dreidimensionalen Fall. Fünf- oder zehnzählige Symmetrie ist nichtkristallografisch! Shechtman durchstrahlte eine Legierung aus Al-Mn am Elektronenmikroskop mit Elektronenstrahlen und beobachtete ein Beugungsmuster aus scharfen Spots mit der Symmetrie eines Zehnecks. Ein ähnliches Beugungsmuster einer Ho-Mg-Zn-Verbindung ist in Abbildung 2 gezeigt. In unterschiedlichen Durchstrahlungsrichtungen zeigt sich insgesamt die Symmetrie des Ikosaeders bzw. Pentagon-Dodekaeders. Ein neuer Ordnungszustand kondensierter Materie
Erst zwei Jahre später gelang es Dan Shechtman [1] mit Unterstützung von Kollegen, seine Beobachtung mit dem Titel „Metallic Phase with Long-Range Orientational Order and No Translational Symmetry“ zu veröffentlichen. Namhafte Wissenschaftler, darunter der Doppel-Nobelpreisträger Linus Pauling, wollten nicht akzeptieren, dass die Natur gegen ein „Naturgesetz“ verstößt. Pauling erklärte die nichtkristallografische Symmetrie des Beugungsmusters als Ergebnis einer Vielfachverzwillingung kleiner kristalliner Bereiche. Die Beobachtung von Shechtman am „Shechtmanit“ – so nannte man das neue Material aus Al-Mn – konnte nach 1984 von Wissenschaftlern aus aller Welt reproduziert werden. Seitdem sind viele weitere Verbindungen in metallischen Systemen mit Beugungsmustern nichtkristallografischer Symmetrie entdeckt worden. Neben ikosaedrischer Symmetrie kennt man heute auch Verbindungen mit acht-, zehn- oder zwölfzähliger Symmetrie. Die bekannten Quasikristalle zeigen im Wesentlichen Eigenschaften, wie man sie von metallischen Materialien erwartet. An einigen Quasikristallen wurden jedoch auch ungewöhnliche Eigenschaften beobachtet. Sie besitzen geringe elektrische und thermische Leitfähigkeit und Oberflächeneigenschaften, vergleichbar mit denen von Teflon. Bisher gibt es aber nur Nischenanwendungen wie Bratpfannenbeschichtungen und bei medizinischen Instrumenten. Bis 2009 waren alle Quasikristalle synthetische Materialien aus dem Labor. Dann wurde von Steinhardt und Mitarbeitern [2] ein ikosaedrischer Quasikristall aus Al-Cu-Fe in einem Mineralagglomerat aus Sibirien entdeckt. „Ikosahedrit“ wäre damit das erste quasikristalline Mineral. Levine und Steinhardt [3] entdeckten, dass so genannte Penrose-Parkettierungen zur Beschreibung der Struktur von Quasikristallen dienen können. Diese Parkettierungen sind nach ihrem Entdecker Sir Roger Penrose benannt [4]. Er konstruierte 1973 die in Abbildung 3 gezeigte Parkettierung aus Rauten. Seine Fragestellung war, Parkettierungen der Ebene mit möglichst wenigen Kacheltypen zu finden, die beim Aneinanderfügen nur nichtperiodische Muster erzeugen. Eine derartige Parkettierung und der dazugehörige Satz Kacheltypen heißt „aperiodisch“. Der Satz, bestehend Literatur
[1] D. Shechtman, I. Blech, D. Gratias, J. Cahn, Physical Review Letters 53 (1984) 1951. Foto: © Dr. Guido Kreiner |
L&M 6 / 2011![]() Das komplette Heft zum kostenlosen Download finden Sie hier: zum Download Der Autor:Weitere Artikel online lesenNewsSchnell und einfach die passende Trennsäule findenMit dem HPLC-Säulenkonfigurator unter www.analytics-shop.com können Sie stets die passende Säule für jedes Trennproblem finden. Dank innovativer Filtermöglichkeiten können Sie in Sekundenschnelle nach gewünschtem Durchmesser, Länge, Porengröße, Säulenbezeichnung u.v.m. selektieren. So erhalten Sie aus über 70.000 verschiedenen HPLC-Säulen das passende Ergebnis für Ihre Anwendung und können zwischen allen gängigen Herstellern wie Agilent, Waters, ThermoScientific, Merck, Sigma-Aldrich, Chiral, Macherey-Nagel u.v.a. wählen. Ergänzend stehen Ihnen die HPLC-Experten von Altmann Analytik beratend zur Seite – testen Sie jetzt den kostenlosen HPLC-Säulenkonfigurator!© Text und Bild: Altmann Analytik ZEISS stellt neue Stereomikroskope vorAufnahme, Dokumentation und Teilen von Ergebnissen mit ZEISS Stemi 305 und ZEISS Stemi 508ZEISS stellt zwei neue kompakte Greenough-Stereomikroskope für Ausbildung, Laborroutine und industrielle Inspektion vor: ZEISS Stemi 305 und ZEISS Stemi 508. Anwender sehen ihre Proben farbig, dreidimensional, kontrastreich sowie frei von Verzerrungen oder Farbsäumen. © Text und Bild: Carl Zeiss Microscopy GmbH |