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Heliobacter pylori - Interview mit Prof. Dr. med. Peter Malfertheiner

Gefährliche Bakterien

Heliobacter pylori (H. pylori) ist ein Stäbchenbakterium, das den menschlichen Magen besiedeln kann und dessen Übertragungsweg bis heute ungeklärt ist. Es wird davon ausgegangen, dass es sich auf dem fäkal-oralem Weg verbreitet, also über Ausscheidung des Bakteriums über den Stuhl und Wiederaufnahme durch Wasser oder verschmutztes Essen.

Masiar Sabok Sir sprach für labor&more mit Prof. Dr. med. Peter Malfertheiner, Direktor der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und
Infektiologie der Medizinischen Universitätsklinik Magdeburg sowie renommierter und international angesehener Fachmann auf dem Gebiet der
Gastroenterologie.

Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Malfertheiner, wie gefährlich ist H. pylori für uns und für welche Magenerkrankungen ist es verantwortlich?

H. pylori ist weit verbreitet und man geht davon aus, dass er etwa die Hälfte der Menschheit befallen hat. Er verursacht immer eine chronische Entzündung der Magenschleimhaut (chronische Gastritis). Die Mehrzahl der Betroffenen merkt nichts davon, während etwa 20 % der Betroffenen eine klinische Symptomatik entwickeln können. Die gefährlichsten Komplikationen, die aus einer H. pylori-Infektion entstehen können, sind das peptische Geschwür (Ulkus im Magen und Duodenum) und das Magenkarzinom. Es gilt aber zu bedenken, dass die entzündete Magenschleimhaut durch diesen Keim auch für die Entwicklung von Geschwüren bei Einnahme von Aspirin und nicht steroidalen Antirheumatika mehr gefährdet ist und die Beseitigung dieser Infektion das Risiko einer NSAR/ASS-induzierten Schädigung senken kann.

Wie können Probleme mit der Magenschleimhaut gut und schnell diagnostiziert werden? Es hat den Anschein, dass eine Magenspieglung bei vielen Ärzten die Ultima ratio darstellt. Gibt es aber nicht andere Möglichkeiten wie Screenings, Blutuntersuchungen etc. und wie sehen diese aus?

Der Nachweis der H. pylori-Infektion ist auf vielfältige Weise möglich und kann nicht invasiv und invasiv erfolgen. Unter den nicht invasiven Methoden hat sich der 13C-Harnstoff-Atemtest in besonderem Maße bewährt, aber auch der Nachweis von Bakterienbestandteilen im Stuhl zeigt eine aktive Entzündung an. Die Bestimmung von Antiköpern im Blut kann den Kontakt mit dem Keim bzw. die Infektion feststellen, aber Antikörper bleiben über lange Zeit erhöht, selbst wenn der Keim bereits erfolgreich beseitigt wurde. Über den Keimnachweis hinaus ist es heute durch Bestimmung von Pepsinogen 1 und 2 im Blut sowie von Gastrin 17 möglich, wichtige Informationen über die Magenschleimhautbeschaffenheit zu erhalten. Die Information dient der Feststellung, ob bereits eine Magenschleimhautatrophie eingetreten ist. Patienten, bei denen dies der Fall ist, bedürfen einer Magenspiegelung, damit man das Ausmaß der Schleimhautschädigung weiter untersuchen kann und das Vorliegen möglicher preneoplastischer Veränderungen aufdeckt.

Welche Vorteile bietet ein Bluttest im Gegensatz zu einer Magenspiegelung, wie sieht es mit der Genauigkeit aus und wann ist eine Magenspieglung unabdingbar?

Der Bluttest mit Bestimmung der H. pylori-Antikörper und von Pepsinogen ist als Screeningtest geeignet, um atrophische Veränderungen der Magenschleimhaut aufzuspüren, die dann allerdings endoskopisch weiter abgeklärt werden müssen. Vorteil eines Bluttest ist, dass er wenig belastend ist und sich für die Vorsorge beim Menschen über 50 Jahre eignet. Bei Patienten, die wegen Beschwerden im Oberbauch den Arzt aufsuchen, ist in jedem Fall eine Magenspiegelung durchzuführen.

Welche Patienten profitieren davon? Viele fürchten sich vor einer Magenspieglung und gehen daher nicht zum Arzt. Glauben Sie, dass man bei diesen Patienten dann auch die Bereitschaft zu einer Untersuchung steigern könnte?

Natürlich kann man Patienten zu einer Vorsorgeuntersuchung leichter gewinnen, wenn sie mit einem nicht invasiven Testverfahren untersucht werden. Patienten unter 45 Jahren mit dyspeptischen Beschwerden in Abwesenheit von Alarmsymptomen können am besten mit einem 13C Harnstoff-Atemtest untersucht werden. Patienten über 50 Jahre mit Symptomen sollten in jedem Fall einer endoskopischen Untersuchung zugeführt werden. Menschen, die ohne Beschwerden sind, sich aber einer Vorsorgeuntersuchung unterziehen möchten, sind geeignete Kandidaten für die Durchführung eines Bluttests (z.B. GastroPanel von Biohit).

Wäre es Ihrer Meinung nach sinnvoll, Bluttests für jeden Patienten als Basisuntersuchung zur Verfügung zu stellen? Ist der Test brauchbar für die medizinische Basisdiagnose, auch für Allgemeinmediziner?

Ein Vorsorgeuntersuchungstest ist nur sinnvoll, wenn er auch breit anwendbar wird und selbstverständlich sollte er jedem Allgemeinmediziner zur Verfügung gestellt werden. Hinsichtlich möglicher Kontroversen zwischen Allgemeinmedizinern und Gastroenterologen sollten in jedem Fall die Interessen des Patienten in den Vordergrund gestellt werden.

Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Malfertheiner, wir bedanken uns für dieses Gespräch!

Peter Malfertheiner absolvierte ein Medizinstudium in Bologna, wo er auch promovierte und approbierte. Von 1980 bis 1992 war er Leiter des gastroenterologischen Funktionslabors an der Universität Ulm, danach leitender Oberarzt an der medizinischen Klinik der Universität Bonn. Seit 1995 ist Prof. Dr. Malfertheiner Direktor der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie der Medizinischen Universitätsklinik Magdeburg, seit 2005 zusätzlich geschäftsführender Direktor des Zentrums Innere Medizin. Sein wissenschaftliches Hauptinteresse gilt u.a. H. pylori-Infektionen und deren Begleiterkrankungen, der Pathogenese des Magenkarzinoms und der akuten und chronischen Pankreatitis. Außerdem ist er seit 1998 Studienleiter in zahlreichen klinischpharmakologischen Studien.

Stichwörter:
Heliobacter pylori, H. pylori, H. pylori-Infektion, chronische Gastritis

L&M 6 / 2010

Diese Artikel wurden veröffentlicht in Ausgabe L&M 6 / 2010.
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